Skandal! Skandal!

Ein Generalangriff auf die Mehrheit der Hunde der Generäle in selbigem Gebell – jedes Niveau unterbietend.

Ihr recht und schlecht bezahlten Lakaien der öffentlichen, der “totalen” Meinung: Je schlechter bezahlt, desto größer die Angstschere in eurem Schädel, desto angepasster an das Saumedium, welches euren Sermon, eure ausgekauten Tiraden nur zu gerne als Neuigkeit veröffentlicht, eure “Meinung”, die nur der Meinung aller folgen will. Vorsichtshalber schneidet ihr euch schon mal das ganze Gehirn ab, das ihr nicht habt. Es könnte euch ja ein Gedanke dazwischen kommen.

Euer einziger Maßstab ist das ewig beruhigende Mittelmaß eurer eigenen satten Bürgerlichkeit, welche kein Links und Rechts der Meinung kennt. Nur keine Beunruhigung! Blos kein neuer, origineller Gedanke – Verboten! Und immer geradeaus! Niemals urteilt Ihr Ästhetisch, sondern ausschließlich mit eurem Geschwätz von der “Moral”, das darf man – das darf man nicht… , dem ihr so gerne den Anschein einer Ästhetik geben wollt. Es reicht bei euch gerade noch zur Meinung, der angenommener Maßen ja alle sind, niemals zur Erkenntnis.

Unfähige, dünn ausgebildete Geister, die ihr seid, welche jedem vermuteten Skandal hinterher hecheln, nur um euren eigenen Schrei: Skandal! Skandal! – hübsch vervielfältigt zu hören. So gebt ihr euren Kadavern den Anschein von Leben. Nie könnt ihr den Fehler akzeptieren, weil ihr das Gelungene nicht akzeptieren könnt. Und immer versucht ihr den Menschen hinter dem Werk zu vernichten, es anzupissen als kleine unberufene Pinscher von Berufswegen, die ihr nun einmal bleibt, Schmarotzer des immer schon besser Gedachten.

Seit Jahrhunderten immer die Gleichen: Jederzeit werdet ihr Van Gogh in die Heilanstalt schicken, Artaud dazu und die ganze für euch nur entartete Kunst am liebsten verbrennen mit eurer veröffentlichten „Öffentlichen Meinung“, eurer schon sagenhafter Dummheit, bei der es doch nur zur Bauernschlauheit reicht mit eurer Abgrundtiefen Verachtung allem gegenüber, was ihr nicht verstehen könnt.

Ach, was wäre Pasolini, den Ihr heute so gerne erwähnt als Beispiel für eine Kultur der Revolte, die Ihr nicht habt, euch ein Festessen gewesen, freigegeben für euch zur Vernichtung nach seinem Artikel gegen die Abtreibung, nach seinem Artikel, in dem er die Söhne der Polizisten als die wahren Söhne des Volkes bezeichnete, böse, böse, ganz schlimm verboten. Aber heute, ach je, schreibt ihr doch lieber Elogen auf ihn, auf den Kanon traut ihr euch ja nimmer zu kacken. Und man darf euch ruhig unterstellen, das ihr die Objekte eurer Begierde nach Beschmutzung nicht einmal inhaltlich kennt – dünn, wie eure bourgeoise Halbbildung nun einmal ist, die sich nur aus Artikeln anderer zweiter Hand zu ernähren vermag und das Original für eine „fundierte“ Meinung darüber nicht zu kennen braucht.

Ach, gerne würde man Namen nennen, aber ihr seid so unendlich viele Schwätzer im Lärm der Masse, das es unmöglich ist, auch nur einem von euch seine eigene Stimme zu geben, unnötig sowieso, klingt sie doch genauso wie die des Brüllers neben ihm und dem daneben.

Nie hat man von euch etwas gesehen, gelesen oder gehört, welches der Aufmerksamkeit wert gewesen wäre. Nie hat man in euren Artikeln, Sendungen, Kolumnen, Reportagen und Interviews etwas Neues entdeckt, einen Autor, ein Theaterstück, einen Film, was man noch nicht kannte, was nicht schon tausendmal so bestätigt, affirmiert und besser geschrieben war. Bestätiger des Bestehenden, Beerdiger alles Neuen seid ihr. Was an Neuem dennoch erscheint, tut es trotz euch, niemals wegen euch. Und immer versucht ihr am liebsten das Kind schon in der Wiege zu ersticken mit eurem Geschrei.

Das Einzige aber, was noch unerträglicher ist als eure Verachtung alles Neuen, ist euer devotes Hofieren alles Bestehenden und bereits tausendmal Beglaubigten. Ihr seid Bauern, die nur fressen können, was Sie kennen, alles Andere kommt nicht auf den Teller.

In der Nahrungskette der Betriebskultur habt ihr Euren Platz auf den Stufen nahe am Abtritt oder am Ausgang. Parias, die man benutzt, wenn es notwendig ist, aber niemals mag, und balgt euch wie die Hunde um lange abgenagte Knochen, die man euch zuwirft. Und alles was ihr wollt, ist doch nur ein wenig Beachtung von denen, die ihr so gerne vernichtet. Sollen sie am besten selbst mit dem Finger auf sich zeigen und Skandal! schreien, was sind wir schändlich und verwerflich, das wir es wagen, anderer Meinung als ihr, also der Öffentlichen zu sein. Und immer gibt es genug andere Pinscher, die den Pinschern folgen.

Ihr, die ihr nur aus Neid allem gegenüber was den Mut hat, nicht dem “unbedingt notwendigen” Lauf der Dinge zu folgen, wie ihr ihn dekretiert habt, ihr, die ihr jeden Tag aufs Neue eure Impotenz und Verachtung zelebriert, was auch das einzig Neue ist, das ihr zustande bringt, glaubt nur nicht, das ihr der Verachtung entgeht, nicht einmal jener derer, denen ihr so beflissentlich wie willfährig die Hände schüttelt und sicher nicht jener aller anderen, die Ihr der Vernichtung anheimstellt. Und wenn sie es euch nicht sagen, so wird es euch jeder andere sagen.

Ja, und welcher nicht impotente Künstler sich auch immer auf die Seite eurer Meinung stellt, worum ihr ja so erbärmlich bettelt, euren Anekdoten und Zotten, Verdikten und insgesamt nur schlechten Spässchen, denn ernst kann man euch nicht nehmen, die ihr nicht einmal bis zum nächsten Artikel zu eurem Wort steht, euch auch nur ein Mindestmaß an Bestätigung und Beachtung schenkt, der wird wissen, warum er es tut, wenn er sich auf die Seite eurer Kamarilla schlägt, die nur unerträglicher noch ist, als wo sie Unrecht hat, es ist, wo sie Recht hat, ihr dünnes moralisches Verdikt über Gut und Schlecht fällt, worum es ja niemals geht und das sie glaubt, selber definieren zu können.

So beschmutzt ihr selbst die einfachste Wahrheit noch, indem sie sie nur zur Vernichtung benutzt. Aber auch unsere Wut ist so kalt wie unsere Verachtung. Das Einzige, was ihr wirklich produzieren könnt.

Geschrieben 2014. #Fetzen

Der Geist aus dem Gerät