Urlaub in Zeiten der Klimakrise

This time of the year again: Und wieder steht ein Jahresurlaub bevor, mit mulmigem Abwägen (va meinerseits) und dem immer stärker werdenden Bewusstsein, dass eigentlich auch dahingehend bei uns Schluss mit “weiter so” sein müsste. Zwar sind mein Mann und ich seit 10 J bewusst nicht mehr geflogen, und haben es auch weiterhin nicht vor, aber mit dem Verbrenner-Kfz das zweite Jahr in Folge über 1000 km ins bereits hart vom Klimawandel betroffene Italien und zurück ist ja emissionstechnisch auch fragwürdig😬 (auch wenn wir mangels Kohle bereits vor der Corona-Pandemie schon einige Jahre komplett Pause von Urlaubsfahrten eingelegt hatten). Mit der Bahn? Leider zu teuer und nicht genug Zeit zur Verfügung.

Also heißt es abwägen, bzw dem Bedürfnis vom körperlich echt hart arbeitenden, wortwörtlich ausgebeuteten Mann nach ner Einmal-im-Jahr-Auszeit in seiner zweiten (bzw mit Germoney und seinem Geburtsland Albanien, dritten) Heimat Italien nachgeben, wo wir uns, by the way, im Juli vor genau 20 J kennengelernt haben... (💕).

Jedenfalls: Den meisten Anteil am Urlaubs-Emissionsausstoß haben zwar eher Vielfliegende und oft-in-den-Urlaub-Fahrende, trotzdem nagt es an mir, weil das ja nix an unserem eigenen Beitrag ändert, und ich will einfach nur dass das alles ein Ende hat:

Ich will nicht dass Menschen derart ausgebeutet werden, dass deren einziger Ausgleich der hart erarbeitete Jahresurlaub ist, auf dessen größtmögliche Auskostung ihnen durch internalisierten Konsumzwang ein Anrecht suggeriert wurde (was ja aber auch für diejenigen gilt, die nicht ausgebeutet werden). Ich will dass den Menschen bewusst wird, dass es eben nicht “weiter so” geht, wenn uns und vor allem künftigen Generationen #Klimakollaps – mäßig nicht alles vollends um die Ohren fliegen soll. Ich will dass ihnen zur Gänze bewusst wird, dass das allgemeine, in der Mehrheit von der Fossilenergie abhängige Konsum- und Freizeitverhalten die Erderhitzung weiter befeuert (dazu zählt halt ua auch die Fahrt in den Urlaub). Ich will aber auch politisch-soziale Gerechtigkeit, den nötigen Wandel nicht über den Preis zu steuern. Was ansonsten zur Folge hätte, dass es ne noch krassere 2 Klassen-Unkultur gäbe als bisher: Die reichen Hauptverursachenden des Klimawandels machen weiter Highlife, während diejenigen, die zwar weiter hart arbeiten “dürfen”, sich aber weder Erholung noch Klimaanlagen (bei immer unerträglicheren Temperaturen) leisten können... Schon allein deswegen brauchen wir ne sofortige Mobilitätswende (bezahlbarer Öpnv durch solidarische Finanzierung), Schluss mit Überkonsum und der “ich gönn mir die Fernreise/Kreuzfahrt, weil ichs mir verdient hab und weil es meine Bekannten auch machen”-Mentalität (eins wird ja wohl noch hoffen dürfen...)

Wie ich schon öfter schrieb, bräuchte es idealerweise nen kompletten Systemwandel, drastische Umverteilung, um diesen finanziell zu stemmen, und ein Umdenken, was “das gute Leben für alle” (auch aus linker Weltsicht) eigentlich bedeutet, und was eins dafür wirklich braucht (und vor allem NICHT braucht...).

Aber wie erreicht eins dieses Umdenken, wenn in den beliebten Urlaubsgebieten zB nicht einmal der Gardasee mit wegen Wassermangel dystopischem Niedrigstand ein Augenöffner ist? Oder Schneemangel im Winter mit bizarren Szenarien auf schmalen, wiesengesäumten Skipisten. Ganz zu schweigen von den verheerenden Waldbränden, die im letzten Sommer (nicht nur) die europäischen Reiseziele heimsuchen.

Ich kann mir die kognitive Dissonanz, die das mehrheitliche “weiter so” ermöglicht, nur dadurch erklären, dass Medien und Politik trotz Klimachaos, von dem wir ja gerade erst die Anfänge erleben, weiter einen auf #Normalitätssimulation und Verharmlosung machen. Trotz sämtlichen wissenschaftlichen, warnenden Prognosen. Das ist dermaßen fatal und wird uns (nach 30 Jahren gezielter Desinformationskampagne der Fossillobby) weitere Zeit zum Handeln kosten...