Die Problematik der Männlichkeitsvorstellung unserer Gesellschaft
Männer haben es auch nicht leicht in dieser Gesellschaft, und das meine ich völlig unironisch. Von klein auf bekommen Jungen eingetrichtert:
“Echte Männer weinen nicht.” “Du darfst keine Angst haben, das ist unmännlich.” “Sei stark, zeig keine Schwäche.”
Nicht immer wird das so direkt gesagt. Oft schwingt die Erwartung einfach in den Aussagen mit. Und männliche Vorbilder (echte und fiktive) leben es vor.
So wundert es nicht, dass viele Männer sich lieber besaufen oder gleich tot umfallen, als sich Hilfe zu holen.
Und nicht nur das. Wie viele Beziehungen sind kaputt gegangen, noch eher sie anfangen konnten, weil man(n) nie gelernt hat, über Gefühle zu sprechen? Oder schlimmer noch: die Zuwendung nur über Gewalt (an Zöpfen ziehen, hänseln etc.) kommunizieren kann?
Kein Wunder, dass viele Männer so empfänglich für die Incel-Botschaft sind. Denn hier wird vermittelt: “Es ist nichts falsch mit dir, du machst alles richtig und musst dich nicht ändern. Es sind einfach die Frauen, die keine netten Typen wie dich mögen.”
Dieser Themenkomplex ist das, was gemeinhin als “toxische Männlichkeit” bezeichnet wird. Es ist keine Abwertung der Männer als solche, sondern lediglich unseres gesellschaftlichen Konstrukts der Männlichkeit, der für Männer wie Frauen hochgradig schädlich ist.