Ja, in einer idealen Welt hätten alle eine korrekte Diagnose
Und wieder einmal spricht ein Twitter-Großaccount Selbstdiagnosen ihre Validität ab. Nach dem erheblichen Gegenwind hat sie nun ihren Account deaktiviert. Hoffentlich ist das Bedenkzeit, bevor sie den Tweet löscht. Denn auch ihre Klarstellungen machen ihn nicht besser.
Unter ihrem Tweet sammeln sich Kommentare zahlreicher Betroffener, die jahrelang auf eine Diagnostik warten mussten. Die durch das Raster der Diagnostik gefallen sind und erst nach etlichen Anläufen eine Diagnose erhalten haben, die ihnen bereits klar war. Usw.
Natürlich wäre es schön, wenn sich das System auf wunderbare Weise korrigieren würde. Wenn Diagnostiktermine für nächste Woche zu haben wären. Wenn die Diagnosen auch korrekt wären und nicht von absurd irrelevanten Dingen abhängen würden. Wenn sie keinerlei Nachteile hätten.
Aber das hat nichts mit der Welt zu tun, in der wir tatsächlich leben. Mehr noch: es hat nicht den Anschein, dass sich irgendetwas in dem System in die richtige Richtung bewegen würde. Es fehlen schlichtweg die Anreize dafür. Für “die Gesellschaft” funktioniert es doch.
Und deswegen sind Selbstdiagnosen valide. Und deswegen sollten die Leute selber entscheiden, ob sie lediglich einen Verdacht haben, oder ob sie sich sicher sind. Weil sie sich besser kennen als alle Diagnostiker zusammen. Und sie können es auch besser beurteilen.
Klar ist es nicht optimal. Natürlich werden Menschen zunächst oft nicht wissen, wo sie schauen müssen. Selbstverständlich kann man mit einer Selbstdiagnose keine offiziellen Hilfen beantragen. Aber diese Klarheit für sich selbst hilft oft schon weiter.
Ja, Menschen können sich auch irren. Das merken sie dann irgendwann, wenn sie sich mit der Community unterhalten. Es ist deutlich einfacher, als eine falsche Diagnostik zu korrigieren. Und es schadet niemandem. Nein, wirklich nicht.