Kann jemand eure Wohnadresse aus den Daten auf sozialen Medien ableiten?

#gewalt #stalking

Falls ihr Stalking befürchtet, solltet ihr vorsichtig damit sein, welche Informationen ihr auf sozialen Medien preisgibt. Ja, eine abgedroschene Phrase. Vor einiger Zeit habe ich aber als Experiment erfolgreich die Wohnadresse eines Twitter-Accounts bestimmt (mit Erlaubnis).

Sicherlich gibt es Leute, die sich mit dem Thema besser auskennen als ich. Dennoch hoffe ich, dass meine Erkenntnisse euch helfen.

Zunächst einmal das Wichtigste: es geht nicht nur um Informationen, aus denen Straßenname und Hausnummer ersichtlich sind. Jede Information, die den Suchbereich verkleinert, kann verwertet werden.

Man kann es sich so vorstellen, dass jede Information einen (eventuell sehr großen) Kreis ergibt, in dem ihr euch aufhalten könntet. Sind es genug solche Kreise, wird ihre Überschneidung der Ort sein, an dem ihr wohnt.

Dementsprechend schränken bereits Aussagen (auch indirekte) zu Feiertagen und Schulferien den Suchbereich ein. Daraus lässt sich das Bundesland ableiten, ein erster Anhaltspunkt.

Ähnlich verhält es sich mit Aussagen zu Autobahnen oder öffentlichen Verkehrsmitteln. A1 führt zwar durch ganz Deutschland, wenn ihr sie aber erwähnt, dann seid ihr in dem vergleichsweise schmalen Streifen um die Autobahn herum zu suchen.

Wenn ihr darüber klagt, dass euer Arbeitsweg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln drei Umstiege beinhaltet und zwei Stunden dauert, schränkt das den Suchbereich noch mehr ein. Hinweise auf euren Arbeitsort habt ihr ja sicherlich fallen lassen, und da kann man schätzen, wo ihr in etwa herkommt.

Aber vielleicht ist euer Wohnort ja gar kein Geheimnis. Wie findet man ein Haus unter vielen?

Hier sind Fotos natürlich am hilfreichsten. Auch Fotos, auf denen “nichts besonderes” zu sehen ist.

Auf Fotos ist die Himmelsrichtung oft erkennbar. Fotografiert ihr aus den Fenstern, kann man daraus die Ausrichtung des Hauses ableiten. Und dadurch ist schon einmal mindestens die Hälfte der infrage kommenden Häuser weg.

Sind Nachbarhäuser sichtbar, lässt sich eine Skizze der Umgebung anfertigen. Größen und Entfernungen lassen sich auf Fotos gut schätzen. Dann weiß man genau, nach welcher Konstellation man auf den Luftaufnahmen des Kartendienstes sucht.

Noch mehr helfen natürlich markante Straßen- oder Aushängeschilder, die sich unmittelbar lokalisieren lassen. Selbst fernab eurer Wohnung lassen diese auf eure üblichen Wege schließen und dadurch auch darauf, von wo ihr wahrscheinlich kommt.

Dazu kommen Landmarken in euren Fotos, deren Position sich bestimmen lässt. Das können markante Gebäude sein (Kirchen), aber auch beispielsweise Mobilfunkmasten. Karten aller Mobilfunkmasten existieren, und es ist oft möglich zu bestimmen, welcher genau da zu sehen ist.

Auch ein Haus mit sehr vielen Parteien bedeutet nicht, dass ihr dort anonym seid. Anhand von Fotos aus euren Fenstern lässt sich vor Ort schätzen, in welchem Stockwerk ihr seid. Eventuell lässt sich sogar das konkrete Fenster bestimmen.

Zu guter Letzt: Amazon-Wunschlisten sind hochgradig problematisch. Ein Käufer kann die Rechnung abrufen, und je nach Verkäufer wird dort die Lieferadresse zu sehen sein. Einen Weg im Voraus zu erkennen, ob das der Fall sein wird, kenne ich nicht. Definitiv nicht angegeben wird die Adresse auf Rechnungen von Amazon. Als Lösung kann man sich also entweder auf Amazon als Verkäufer beschränken, oder man lässt an eine Packstation liefern.