Nein, schlechte Menschen muss man nicht entschuldigen

Ich habe “Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen” gesehen. Und es ist sicherlich nicht der schlechteste Film über Selbsterkenntnis, den es gibt. Aber der Teil, wo der Protagonist seinem toxischen Vater verzeihen soll? So falsch, auf so vielen Ebenen.

Wir alle kennen solche Menschen, denen ihre Eltern das Leben zur Hölle gemacht haben. Die bis an ihr Lebensende um Anerkennung betteln, sie aber nie bekommen. Die Jahrzehnte in Therapie verbringen, um einen Funken Selbstwertgefühl entwickeln zu können.

Der Film spuckt all diesen Menschen ins Gesicht, wenn gezeigt wird, wie der Protagonist, dessen Leben ohne seinen Vater viel besser ausgehen könnte, ihm kurzerhand innerhalb von fünf Minuten verzeiht. Einfach so, ohne dass sich der Vater bewegen müsste. Und das soll angeblich gut sein.

Um das zu rechtfertigen, konstruiert der Film eine gute Tat, mit der der Vater irgendwie entschuldigt werden soll. Er hat seine Ehefrau vor einem Vergewaltiger verteidigt! Und den dann vor dem Tod gerettet, weil ihm dieser toxische Freund dann doch wichtiger war als seine Wut.

Wieso hat der Vater das Selbstwertgefühl des Protagonisten immer wieder zerstört? Hat er eingesehen, dass er damit ein Unrecht getan hat? Hat er es bereut, wenigstens nach seinem Tod? Nein, der Protagonist erfährt keinerlei Wiedergutmachung. Er soll einfach so verzeihen.

Ja, genau so geht die Logik, wenn schlechte Menschen entschuldigt werden sollen. Nicht etwa sie müssen etwas tun, nein. Ihre Opfer sollen es ihnen verzeihen. Sieht man immer wieder.

So, das musste raus.