Schlechte Menschen wissen nie, dass sie schlecht sind

#identität

Interessanterweise impliziert die Feststellung “Ich bin ein schlechter Mensch” das genaue Gegenteil. Wenn diese Person sich überhaupt etwas zu Schulden kommen ließ, dann ist es eher eine Kleinigkeit. Denn die Einsicht, Unrecht getan zu haben, verhindert Schlimmeres.

Die wahrlich schlechten Menschen sagen das dagegen nie. Sie tun jeden Tag Unrecht, und sie machen einfach weiter. Das geht nur, wenn man das eigene Verhalten schönredet: anderen Menschen, aber vor allem auch sich selber gegenüber. Diese Menschen glauben ehrlich, Gutes zu tun.

Nazis, die in KZs Menschen in den Tod geschickt haben? Die meisten glaubten felsenfest, dass sie die Welt besser machen. Nach dem Krieg sahen sie das Problem nicht etwa in ihren Verbrechen, sondern in der Tatsache, dass sie den Krieg verloren haben.

Ein Sinneswandel ist meist ausgeblieben. Dafür mussten sie nämlich einsehen, wie viel Leid sie zu verantworten haben. Viel einfacher ist es, sich weiter als einen guten Menschen zu betrachten. Realitätsverweigerung ist schwer abzulegen.

Deswegen haben sich diese Nazis nach dem Krieg nicht etwa vor Scham in einem tiefen Loch verkrochen. Nein, sie haben ihren “Kameraden” ausgeholfen, vielleicht ein wenig abgewartet, sich aber sonst gegenseitig wieder in Machtpositionen gebracht.

Wenn man sich also beispielsweise bei den heutigen Rechten fragt, ob sie ihre wirren Theorien auch selber glauben: natürlich tun sie das. Es sind schlechte Menschen, die schlechte Taten zu verantworten haben. Sie müssen sich einreden, irgendwie das Richtige getan zu haben.

Die ganzen Verschwörungstheorien, egal wie unlogisch, werden auch aus diesem Grund benötigt. Sie entlasten das Gewissen und geben das Gefühl, irgendwie “die Guten” zu sein. Selbst dann, wenn man buchstäblich Menschen umbringt.