Als jemand der Kunst bzw. künstlerische Fotografie studiert hat, also als Künstler im weitesten Sinne, habe ich chronisch Geldprobleme. Während des Studiums und danach war ich erfolgreich im Ergarttern von Stipendien seit nun zwei Jahren sind meine Anträge für Förderungen und Stipendien allerdings erfolglos. Seit meinem letzten wirklich groß angelegten Projekt vor zwei Jahren habe ich außerdem tendenziell immer noch das Bedürfnis etwas Abstand von dieser Arbeit zu bekommen.

Mittlerweile denke ich oft daran das ganze einfach hinter mir zu lassen. Zwar nicht in dem Sinne die Tür ganz hinter mir zuzuschlagen, aber schon ganz loszulassen. Ich denke dann daran, wie wenig ich von außen gespiegelt bekomme, dass meine künstlerische Arbeit relevant ist. Dabei versuche ich nicht zu übertreiben und hinterfrage mich hin und wieder, ob das realistisch oder nur frustriert ist. Ich denke, ich bin näher an der Realität als das ich mir darüber Vorstellungen mache. Es ist demotivierend nicht mehr ab und zu eine positive Rückmeldung auf meine Bewerbungen zu bekommen und es ist ein bedenklicher Teil meines Selbstverständnisses, dass Bekannte, Freunde und Famillie, die nicht in diesem Feld tätig sind oder andere Verbindungen dazu haben, überhaupt keinen Bezug herstellen können, zu dem was bei meiner Arbeit als Ergebnis herauskommt. Sie können scheinbar nicht “relaten”, fragen nicht nach, kaufen nichts. Vielleicht fragen sie sich manchmal, wie ich mein Leben “meister” (also finanziell usw.), vielleicht reden sie auch manchmal unter einander darüber, aber insgesamt ist meine Kunst eher kein Gesprächsthema. In gewisser Weise ist das normal und ich würde es nicht mehr erwarten, als man miteinander über andere Tätigkeiten spricht. Andererseits frage ich mich, ob das alles für eine gewisse Unsichtbarkeit oder Unsagbarkeit steht. Künstlerische Arbeit ist in vielen Punkten anders als die Art von Arbeit, die im Lohnsystem eine Basis hat, soll heißen, Arbeit für die es selbstverständlicherweise am Ende Geld gibt, entweder, weil es erwirtschaftet wurde, oder weil es bewusst oder unbewusst akzeptiert ist, dass Steuergelder, Subventionen etc. am Ende dafür bezahlt werden.

So wie sich die Situation für mich gerade entwickelt, höre ich vielleicht komplett auf, mich für Förderungen etc. zu bewerben. Der Prozess wirkt jedes Mal etwas absurder und ich entwickele schon lange den Wunsch mich von diesen “gut gemeinten” Förderstrukturen zu emanzipieren. Kunst zu machen terscheint für mich dadurch seit langer Zeit wieder mehr als Luxus. Sehr lange habe ich es als Arbeit gesehen, die relevant für die Gesellschaft ist, unabhängig davon, ob ein individuelles Werk erfolgreich ist oder nicht. (Da jedes Werk auch zum Ökosystem Kunst/Kultur beiträgt wozu es wohl zumindest lokal rezipiert werden muss.) Wenn man allerdings, was natürlich nicht neu ist, viel Energie aufbringt, um mit anderen Mitteln den Lebensunterhalt zu sichern, passiert es schnell, dass die künstlerische Tätigkeit in den Hintergrund gerät. “Schaffensenergie”, Inspiration, aber auch Bedeutung werden weniger oder prekärer. Vielleicht findet sich mit der Zeit ein anderer Weg künstlerische Arbeit weiterhin zu tun, es kann aber auch sein, dass es das schon war. Dabei denke ich daran, dass für mich, und ich denke auch für andere, meine Tätigkeit schon ab einer bestimmten Zeit während des Studiums vollwertige künstlerische Arbeit war. Also meine Tätigkeit als Künstler nicht erst nach dem Master oder sogar nach dem Postgradualen Studium begann. Wahrscheinlich kann man davon ausgehen, dass die Außenwahrnehmung eher eine andere ist. Sowohl was Leute außerhalb dieser Blase angeht, als auch was bspw. Galerist:innen und Kurator:innen angeht.

Es bleibt vage, was von dieser langen Beschäftigung mit künstlerischer Fotografie übrig bleibt und welche Bedeutung und Relevanz diejenigen Künstler:innen haben, die nicht kommerziell erfolgreich sind und ihre Tätigkeit dementsprechend prekär ist oder ganz aufhört.