PLURV-Bingo zur Causa GWUPgate

Mit der Abkürzung PLURV werden Techniken der Wissenschaftsleugnung und Pseudo-Wissenschaft beschrieben. Spannend zu sehen wie ausgerechnet die GWUP, die sich doch eigentlich der Aufklärung u.a. von Pseudo-Wissenschaft verschrieben hat, sich dieser PLURV-Techniken bedient, um unbequeme Kritik abzuwehren. Lasst uns PLURV-Bingo spielen:

  1. P für Pseudo-Experten: Das “Unabhängige Fachgutachten” wurde scheinbar von einer Person, geschrieben, die sich an einer Hochschule mit der angewandten Verhaltensanalyse (also ABA) vornehmlich im Kontext der Arbeitssicherheit befasst. Die angebliche wissenschaftliche Expertise zum Thema Autismus besteht in zwei kurzen, tendenziösen Buch-Rezensionen. Eine besondere Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen kann ich in der Vita der Institutshomepage nicht erkennen. Merke: Nicht jeder studierte Psychologe kennt sich auch mit Autismus aus. Check!

  2. L für Logische Trugschlüsse: Im Gutachten lässt sich die Person über den angeblich unwissenschaftlichen, weil “dichten” Begriff “Ableismus” aus. Ableismus ist ein Konzept der Disability Studies, das die strukturelle Diskriminierung von behinderten Menschen beschreibt. Es geht an dieser Stelle nicht darum, ob Ableismus ein dichter Begriff ist oder nicht. Klar enthält er auch eine Bewertung, weil er sich auf Diskriminierung und damit auf etwas bezieht, was gegen die Menschenrechte und das Grundgesetz verstößt. Die Wertung als “unwissenschaftlich” ist hier nur der Standpunkt des Gutachters und keinesfalls Konsens. Es handelt sich um einen Versuch ein wissenschaftliches Konzept zu diskreditieren. Anscheinend nur deshalb , damit man sich nicht zu den Vorwürfen des Menschenrechtsverstoßes bei ABA positionieren muss?! Dazu zieht der Gutachter Analogien von Ableismus zu HNO-Ärzten und Optikern. Das ist fachlich totaler Quark. Das eine beinhaltet eine Diskriminierungskategorie, das andere ist Teil der Gesundheitsversorgung. Irreführende Analogien sind ein Klassiker der PLURV-Techniken. Check!

  3. U für Unerfüllbare Erwartungen: Beliebte Strategie ist das “Torpfosten verschieben” und das “Sea Lioning”. Es wurden Belege verlangt, diese wurden vorgelegt. Dann werden wieder neue Belege gefordert, ohne auf die vorherigen angemessen zu reagieren. Gleichzeitig werden die Anforderungen für Belege, die die eigene Position untermauern runtergeschraubt. Check!

  4. R steht für Rosinen-Picken: Es wird von ABA-Fans immer wieder betont, dass es sich um eine gut wirksame und evidenzbasierte Methode handelt. Dabei lässt man aber regelmäßig systematische Übersichtsarbeiten unter den Tisch fallen, die die Wirksamkeit in Frage stellen und die schlechte Qualität der vorhandenen Studien herausarbeiten. Check!

  5. V steht für Verschwörungstheorie: Einer der verschwörungstheoretischen Takes ist es sich in der Opferrolle darzustellen. Vyse zieht im Skeptiker-Artikel bspw. den Vergleich zu den Big-Pharma-Bad-Pharma-Verschwörungen. Check!

5/5, Bingo! Zur Nachhilfe empfehle ich https://skepticalscience.com/PLURV-Taxonomie-und-Definitionen.shtml und https://www.dis-sos.com/techniken-der-wissenschaftsleugnung-und-dis/