Fehlgeleitete Solidarität
Während meiner Schulzeit gab es mal ein Gespräch, in dem gefallen ist: “Es heißt, ihr habt an eurer Schule so einen Nazi-Lehrer?” Meine Mitschülerin und ich wussten sofort, wer gemeint ist. Was haben wir also geantwortet?
“Er ist der beste Lehrer der Schule!”
Dieser Lehrer hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er ein Hitler-Fan sei. Er hat auch schon mal im Unterricht den Holocaust relativiert. Wie sollte man ihn denn nennen, wenn nicht Nazi?
Aber wir haben lieber den Schüler schlechtgeredet, von dem die Info kam. Weil, wir hatten doch auch recht? Er war tatsächlich ein verdammt guter Lehrer. Didaktisch top, in seinem Unterricht war es nie langweilig.
Leider sehe ich immer noch viele Diskussionen, die sich auf diesem Niveau bewegen.
Dass jemand gute Arbeit leistet, bedeutet nicht, dass diese Person keine problematischen Ansichten haben kann. Vielmehr wird sie ihre Arbeit als Plattform benutzen, um ihren Ansichten mehr Gewicht zu verleihen. Und das macht sie doppelt problematisch.
Ich wünschte, alle Leute würden den Schaden erkennen, der dadurch entsteht. Nicht der Callout ist das Problem, sondern die Ansichten der Person. Und “gute Arbeit” im anderen Bereich kompensiert sie nicht. Durch eure “Solidarität” mit der Person macht ihr euch mitschuldig.