Hierarchien sind der natürliche Zustand
Eine der wenigen Konstanten menschlicher Gruppen scheinen Hierarchien zu sein. Es wurden jede Menge Versuche unternommen, eine wahrhaft egalitäre Gesellschaft aufzubauen, und alle sind gescheitert.
“Unsere Organisation hat keine Hierarchie” ist Chiffre für “unsere Organisation hat implizite und undokumentierte Hierarchien, die in der Regel die alte Garde begünstigen und Neuankömmlinge verzweifeln lassen”. Das gibt es oft in Kombination mit “in unserer Organisation ist Hautfarbe egal” und ähnlichen Äußerungen, die privilegierte Menschen von sich geben, wenn sie sich nicht mit ihren Privilegien auseinandersetzen möchten.
Und wenn man die “faulen Äpfel” entfernt, die die Macht an sich reißen? Dann kommen einfach andere Menschen nach. Denn “die Macht an sich reißen” ist keine Eigenschaft des Menschen, sondern vor allem eine der Situation.
Deswegen schmerzt es mich beinahe physisch, wenn ich linke Communities sehe, die die Abschaffung von Hierarchien als ihr Ziel setzen. Natürlich nur mit Mitteln, die bekannterweise nicht funktionieren.
Gibt es eine echte Lösung? Definitiv keine einfache. Ich denke, dass man sich der gruppendynamischen Prozesse bewusst werden muss. Es muss klar sein, wer in einer Gruppe bevorteilt und wer benachteiligt wird, damit beides kompensiert werden kann.
Der Aufwand dafür ist erheblich, und es ist fraglich, ob das auch mit größeren Gruppen (sprich: ein Land) gut funktionieren kann. Aber die einfacheren Ansätze sind definitiv alle zum Scheitern verurteilt.