Letztens war wieder eine Verlosung von „Mein Grundeinkommen”. Und auch wenn ich erneut nicht gewonnen hab, die monatliche Veranstaltung an sich reicht schon aus, um die Gedanken und Träume zwischendurch mal wieder anzukurbeln. Gedanken und Träume darüber, wie man als Einzelperson oder Gemeinschaft leben könnte, hätten wir ein bedingungsloses Grundeinkommen.
Die Frage: „Was würdest du mit einem BGE machen?”, zieht im Social Media-Bereich immer wieder ihre Kreise. Man bekommt so gut wie nie zu lesen, dass die Leute vollständig mit der Erwerbsarbeit aufhören würden, selten mal ein früherer Eintritt in die Rente. Dafür aber sehr oft die Antwort, dass viele die Stunden sehr weit reduzieren würden, um mehr Zeit für andere Dinge im Leben zu haben. Sich um die Familie kümmern, Lesen, ein Buch schreiben, mehr Pen and Paper spielen, sich in einer Partei oder anderweitig politisch oder sozial engagieren.
Unweigerlich muss ich dabei immer (ihr ahnt es schon) an das Buch “Alle_Zeit” von @[email protected] denken. Ein großartiges Werk, das eine ziemlich heftige Sehnsucht nach einem Leben weckt, in dem wir Zeit für alle Dinge haben, die uns wichtig sind und dabei aber nicht die notwendigen Aufgaben in unserer Gesellschaft und das Kümmern umeinander vergessen. Im Gegenteil. Notwendigkeiten, Kümmern und Selbstverwirklichung...das alles schließt sich ja nicht automatisch gegenseitig aus.
Ich muss in dem Zusammenhang auch immer an mein Ausbildungsende denken, und wohin mich der Weg als zukünftiger Erzieher führen wird. Wirklich befriedigend ist es nicht, wenn ich mir vorstell, 10 Jahre in Krippen zu sein und danach nochmal 25 Jahre Kindergarten oder Hort zu machen.
Nach dieser Ausbildung werde ich drei Berufe erlernt haben und egal, wie ich es dreh und wende, viele dieser erlernten Fähigkeiten werden
dann einfach nicht mehr abgerufen und verkümmern.
Ich kann mir gut vorstellen, in kurzen Abständen zwischen Kitas, Horten und Heimen zu springen, Menschen mit Behinderung in Berufsausbildungen zu begleiten, damit sie im ersten Arbeitsmarkt inkludiert werden und nicht in die Ausbeutungsmaschinerie der Werkstätten geraten. Ich würde auch einfach ab und zu gern wieder phasenweise im Einzelhandel aushelfen, mich einen Monat bei der Tafel engagieren, zwischendurch ein Quartal lang mit allem pausieren, um die Akkus wieder aufzutanken. Um mit meiner Frau lange ausschlafen zu können, Kinder der Nachbar*innen zum Spielen einzuladen, oder für lange Filmnächte.
Zudem hätte ich große Lust, immer wieder mal wochenweise meine Essen auf Rädern-Tour zu fahren. Mit den Senior*innen Gespräche führen, sie mal für kurze Zeit aus der Einsamkeit ausbrechen lassen. Wenn wir alle mehr Zeit hätten, könnten wir untereinander wieder öfter in Kontakt kommen (oder uns auch mal zurückziehen).
Ich mag die Vorstellung, nicht 10 Jahre am Stück die gleiche Tätigkeit ausführen zu müssen. Vermutlich könnt ichs keine 5 Jahre. Andererseits würde ich mir auch ein System wünschen, indem ich mich nicht für eine Sache entscheiden muss, da mir viele Jobs gut gefallen.
Die Möglichkeit, in kurzen und selbstgewählten Abständen zwischen Berufen, Aufgaben und Auszeiten zu wechseln, wäre genau die Utopie, die ich mir ganz egoistisch für mich vorstelle. Immer Luft zum Atmen haben, immer motiviert bleiben, nicht ausbrennen im Job und zwischendurch auch mal notwendige Aufgaben erledigen, auf die man vielleicht dann doch keine Lust hat, da man weiß, es ist nur für einen Monat und arbeitet danach ein Jahr lang wieder im Herzensjob. Die vorhandene Zeit nach eigenen Bedürfnissen, den Bedürfnissen der Familie, den Kindern ausrichten.
Gerade Kinder werden in unserer Gesellschaft ständig übergangen, sind Spielball adultistischen Verhaltens der Erwachsenen. In meiner Idealvorstellung können alle Menschen, unabhängig davon, ob sie selber Eltern sind oder nicht, sich die Zeit nehmen und mit Kindern verbringen. Vielleicht kann das auch ein Weg sein, das Betreuungsproblem in den Kitas zu entschärfen.
So eine Arbeitswelt stößt im Alltag leider an Grenzen. Welche (profitorientierten) Arbeitgeber würden so etwas mittragen? Von der extrem unterschiedlichen Bezahlung in den verschiedenen Branchen mal ganz zu schweigen. Das ginge nur, wenn unser Einkommen unabhängig vom Beschäftigungsverhältnis gesichert wäre (BGE?) und wir Arbeit in anderen Organisationsstrukturen denken würden.
Trotz allem stell ich es mir gerne vor. Das ist ja das Schöne an Utopien, wir alle können sie uns frei im Kopf zusammenstellen und damit auch andere Menschen inspirieren. Und wer weiß? Vielleicht werden Elemente davon eines Tages Realität.
Wenn ihr euch eine Utopie backen könntet, wie sähe diese aus? Was hält euer inneres Feuer am Laufen? Schreibt es gern ins Fediverse, wenn ihr mögt.
Ich bedanke mich sehr herzlich fürs Lesen.
Bis zur nächsten Pause
Euer Mario @[email protected]