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Wohnung

Housing First ist kein neues Konzept!

In diesen Tagen berichteten verschiedene Medien das #Rostock #HousingFirst erproben wird. Wenn man sich die Beiträge, zumindest manche Schlagzeilen durchliest, kann man den Eindruck bekommen dass das was neues ist.

Das ist falsch und die erneute #Berichterstattung zum Thema offenbart ein grundsätzliches Problem das wir in #Deutschland haben.

Wenn man nicht schaut ab wann das Konzept in ganz #Finnland angewandt wurde, sondern das erste mal, dann wird Housing First dort seit 1985 (https://ysaatio.fi/en/), also seit 39 Jahren angewandt. Nachweislich erfolgreich.

Wenn man hierzuland anspricht, warum man das Rad schon wieder neu erfinden, also ein weiteres Modellprojekt für Housing First haben muss, dann heißt es oft das man die Situation woanders (Länder, Städte) nicht mit der bei uns vergleichen kann. Was meiner Meinung nach Quatsch ist. Selbstverständlich kann man das. Denn wenn man sich die Zeit nimmt sich mit dem Thema zu befassen, unter anderem den Gründen für die #Obdachlosigkeit oder #Wohnungslosigkeit von Menschen, wird man schnell feststellen das diese überall auf der Welt gleich sind. Man wird auch feststellen das es hinsichtlich der Hilfsangebote überall das gleiche ist. Entweder wird zu wenig oder nichts für Menschen, die auf den Straßen und Plätzen leben getan.

Pseudodebatten in Scheingremien statt konkreter Lösungen? Ja!

Die öffentlichen Verwaltungen und die #Politik müssen die Prioritäten anders setzen. Für ein #Konzept das sich in Finnland seit 39 Jahren bewährt und das in immer mehr Kommunen hierzuland angewandt wird, braucht man keine erneuten Modellprojekte. Der #Fokus muss eindeutig darin liegen mehr bezahlbaren #Wohnraum für alle zu schaffen, den man auch für Housing First nutzen kann.

Das hat auch zur Folge das die Haushalte, das heißt die Sozialausgaben massiv, deutlich spürbar entlastet werden.

In #Köln liegt der aktuelle #Mietrichtwert der #Kosten der #Unterkunft (KdU) für alleinlebende Leistungsempfänger*innen bei 651 Euro pro Monat, zuzüglich der Heizkosten. Würde jemand der #Bürgergeld bezieht seine #Wohnung verlieren und von der #Stadt Köln in einem Einfachhotel untergebracht werden, bedeutet dass das die Stadt dem Eigentümer eine Pauschale für die Unterbringung, pro Nacht und Person zahlt. Diese kann bei 40 Euro oder 51 Euro liegt. Kann man sich selbst ausrechnen wieviel das im Monat ist.

Interessant wird es wenn die Unterbringung in Zwei-Bett- oder Mehr-Bett-Zimmern erfolgt. Dann bekommen die Betreiber keine Pauschale pro Zimmer. Sondern dann erhöht sich der Betrag abhängig davon wie viele Menschen tatsächlich dort untergebracht sind. Findet den Fehler.

Weil sie nicht wollen

Bezugnehmend auf eine aktuelle Veröffentlichung des Tagesspiegel. Was die Gesellschaft, die Parteien, die Politikerinnen tun? Nach unten treten. In Richtung Armutsbetroffener. Was die Medien tun? Den Parteien und Politiker*innen eine Bühne für deren unsägliches Verhalten bieten. Was die Medien nicht tun? Berichten um wie viel Euro die Sozialausgaben und somit die Haushalte entlastet werden würden, wenn es mehr bezahlbaren Wohnraum für alle gäbe.

Nehmen wir #Köln als Beispiel. In den aktuell geltenden #Mietrichtwerten könnt ihr nachlesen wie viel die #Miete einer #Wohnung betragen darf, damit das örtliche #Jobcenter die #Kosten der #Unterkunft (KdU) übernimmt. Jemand der Sozialberatung anbot erklärte mir das vor Jahren so. Bis zu dem Betrag muss die Miete übernommen werden. Liegt sie darüber muss das Jobcenter prüfen das man keine günstigere Wohnung fand. Wobei hier die Vermeidung von #Obdachlosigkeit/#Wohnungslosigkeit Vorrang hat. Vor Jahren fand ich ein möbliertes Apparment zur Untermiete. Meine Kaltmiete lag fünf Euro über dem damaligen Mietrichtwert. Die Sachbearbeiterin im Jobcenter betonte das extra, meinte aber das sie trotzdem bewillige das die Miete gezahlt wird, damit ich nicht auf der Straße lande. In dem Gespräch teilte sie mir aber auch mit das, wenn die Miete deutlich höher gewesen wäre, sie getan hätten worauf der #Tagesspiegel in seinem Bericht einging, mir mitzuteilen das ich sehen muss wie ich die Differenz zwischen dem was das Jobcenter zahlt und der Miete selbst tragen muss.

Weswegen ich in der Überschrift schrieb Weil sie nicht wollen?

Ja, ich bin der Meinung das sie (die öffentlichen Verwaltungen und die Politik) die Haushalte nicht entlasten wollen. Durch die Schaffung von mehr bezahlbarem Wohnraum für alle. Durch die damit einhergehende Entlastung der Sozialausgaben. Das wäre eine sinnvollere und nachhaltigere Maßnahme, statt mit den Füßen nach unten in Richtung Armutsbetroffene*r zu treten.

Wenn ihr die weiter oben verlinkten Mietrichtwerte für Köln betrachtet seht ihr selbst wie hoch die Miete für Alleinstehende, Paare, Haushalte mit drei oder vier Personen sein kann. Wenn die Betroffenen sich nun außer Stande sehen für die Differenz selbst aufzukommen und #Wohnungslosigkeit droht oder sie bereits #obdachlos wurden wegen Verlust der eigenen Wohnung, dann ist eine Möglichkeit der Unterbringung in Köln die in einem Einfachhotel. Hier erfolgt die Zuweisung über die #Fachstelle #Wohnen der #Stadt. Diese stellen der Stadt eine Pauschale pro Person und Übernachtung in Rechnung. Wohl gemerkt, pro Person, nicht pro Zimmer.

Diese Pauschale kann von Hotel zu Hotel unterschiedlich sein und beispielsweise 51,00 Euro pro Person und Übernachtung betragen, also 1.551 Euro pro Person und Monat. Was das heißt wenn in einem Zimmer zwei, drei oder vier Menschen untergebracht sind könnt ihr euch selbst ausrechnen.

Zwar gibt es mit dem Kölner Konzept zur Bekämpfung der Wohnungslosigkeit einen konkreten Punkt der vorsieht die Dauer, die Menschen in Einfachhotels untergebracht sind zu verringern, auf neun Monate. Dies ändert aber nichts an der Überschrift. Es enthält keine konkreten Maßnahmen mit welchem Wohnraum man die Menschen nach den neun Monaten versorgen, beziehungsweise wie man ihn schaffen und finanzieren wird. Insofern lediglich Lippenbekenntnisse.

Auch an Selbstzahler*innen denken

Wer einen Job hat, zahlt selbst. Das ist in den Einfachhotels nicht anders als bei Wohnheimen oder Betreutem Wohnen (BeWo) oder Unterbringung in einem der städtischen Sozialhäuser. Von wenigstens einem Träger weiß ich das diese Kosten gestaffelt sind, abhängig vom Einkommen und das es eine Obergrenze gibt. Ob das bei den Hotels ähnlich ist, ist mir nicht genau bekannt. Ich erinnere mich jedoch an ein Gespräch mit einem Menschen der berufstätig war und aufgrund dessen die Unterbringung, etwa 900 Euro pro Monat, selbst zahlen sollte. Seine Bemühungen um Wohngeld waren nicht erfolgreich, weil er zu viel verdiente. So bliebe ihm eine Zeit lang von seinem Gehalt nach Abzug der Kosten für die Unterbringung nicht viel übrig. Er verließ schlussendlich das Einfachhotel wo er untergebracht war aus eigenem Wunsch. Ob er eine Wohnung fand oder anderweitig unterkam ist mir nicht bekannt. Auch ein Teufelskreis.