Autismus-Mythen oder warum Simon Baron-Cohen keine Plattform haben sollte

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Wer den Kontext nicht kennt, Simon Baron-Cohen ist für eine Reihe schädlicher Theorien zu Autismus verantwortlich. Diese sind allesamt auf überholten Stereotypen basiert, bekommen aber auch heutzutage weiterhin viel Beachtung und werden auch von ihrem Autor weiter verbreitet.

Wohlgemerkt ist das Problem nicht, dass diese Theorien aufgestellt wurden. Falsche Hypothesen sind normaler Bestandteil der wissenschaftlichen Forschung. Das Problem ist, das heute noch gegen besseres Wissen an diesen Theorien festgehalten wird, zum Nachteil der Betroffenen.

Da gibt es beispielsweise die Behauptung, Autismus hätte etwas mit einer “zu männlichen” Gehirnstruktur zu tun. Nicht nur ist diese Arbeit auf überholten Geschlechterstereotypen basiert und rationalisiert diese auch noch. Sie wird als Ursache für die männliche Überrepräsentation unter Autist*innen geführt. Jedoch wird immer deutlicher, dass diese vor allem an den Diagnosen liegt, die Autistinnen oft verwehrt bleiben. Wird das berücksichtigt, scheint das Geschlechterverhältnis ausgeglichen.

Die Sache mit “Theory of Mind” geht ebenfalls auf Simon Baron-Cohen zurück. Die (fehlgeleitete) Behauptung hier ist, Autist*innen könnten nicht empathisch agieren, weil sie grundsätzlich nicht verstünden, was in anderen Menschen vor sich geht.

Hier gibt es viele Einwände seitens Autist*innen, die erklären, wie diese Behauptung auf falschen Annahmen basiert. Auch experimentelle Nachweise sind keineswegs so objektiv, wie gerne behauptet wird. Diese Einwände werden aber allesamt ignoriert.

Das ist leider eine häufige Tendenz in der psychologischen Forschung: hat jemand für sich mit einer Theorie einen Namen gemacht, will derjenige diese Theorie natürlich nicht demontieren, selbst wenn Fakten dagegen sprechen. Und die Kritiker*innen haben keine so große Bühne.