Die russische Propaganda hat das ukrainische Asow-Regiment zum “puren Bösen” stilisiert, zu den Nazis schlechthin. Immer, wenn es einen Beweis für die Existenz von Nazis in der Ukraine braucht, wird dasselbe Foto gezeigt: Soldaten des Asow-Regiments posieren vor einer Fahne mit Swastika.
Daran merkt man, was in Russland mit “Nazi” gemeint ist: Swastika und Stahlhelme. So, wie in Spielfilmen über den zweiten Weltkrieg eben.
Dann würde sich genau gar nichts ändern. Oder X wäre sogar noch mehr davon überzeugt, dass es alle aus Hartz IV schaffen können, wenn sie sich nur mehr anstrengen.
Das Problem mit der Armut ist nicht bloß das fehlende Geld. Es ist auch das Fehlen der Hoffnung, dass sich in absehbarer Zeit etwas zum Besseren ändern kann. Es ist die Abhängigkeit vom guten Willen des Staates und seiner Bediensteten. Es ist die Verurteilung der Umgebung.
Wenn euch demnächst jemand sagt, er*sie sei autistisch, starrt bitte nicht auf die Ohren der Person. Denn die ganze Geschichte ist Quatsch. Aber wie kommt sie zustande?
In den 1950ern kam das Schlafmittel Thalidomid/Contergan auf den Markt. In der Folge gab es zahlreiche Fehlbildungen Neugeborener. Das Problem wurde lange verneint, erst 1961 wurde das Medikament vom Markt genommen. Siehe Contergan-Skandal.
Ja, ich mag die Radfahrenden, die bei Rot über Ampeln fahren, auch nicht. Aber damit ist dieses Thema eigentlich schon erledigt. Denn sie bringen, mit seltenen Ausnahmen, nur sich selber in Gefahr.
Die Gefahr für alle geht von Leuten in tonnenschweren Blechkisten aus. Und dass sich diese Leute rücksichtslos im Verkehr verhalten dürfen, ist ein Skandal. Denn ihre Fehler kosten Menschenleben. Vor allem Leben von weniger geschützten Verkehrteilnehmer*innen. Zu Fuss Gehenden, Radfahrenden. Menschen, die ein Leben hatten.
Die Boot-Metapher wird gerne bemüht, um zu betonen, dass wir alle mit denselben Problemen zu kämpfen hätten. Aber es stimmt nicht. Wir können uns die Lebensrealität anderer Menschen oft nicht einmal vorstellen.
Ich will nur zwei Beispiele nennen, aber es gibt natürlich sehr viele mehr.
Ich bin ja bei Zitaten grundsätzlich immer skeptisch. Und dieses “Zu sagen was ist, bleibt die revolutionärste Tat”, das einige sogenannte Feministinnen verwenden und Rosa Luxemburg zuschreiben, war etwas seltsam.
TL;DR: Sie hat es wirklich gesagt, aber nicht als ihren Gedanken.
Zur Erinnerung: Betroffene von Gewalt haben meist nicht den Luxus, sich entspannt zurückzulehnen und eine rein akademische Debatte zu führen. Es geht schließlich um ihr Leben.
Wenn in einer Diskussion eine Seite emotional oder gar aggressiv agiert, die andere sich aber kühl und besonnen gibt, haben wir die Tendenz, der letzteren mehr Vertrauen zu schenken. Das ist falsch.
Um die Frage in der Überschrift gleich zu beantworten: leider sehe ich schwarz dafür. Die drakonischen Strafen für jegliche Kriegsopposition machen eine Auflehnung des Volkes (wenn denn jemand eine erwartet hat) sehr unwahrscheinlich.
Irgendwie muss ich gerade an meinen sowjetischen Geschichtsunterricht zurückdenken. Es scheint dort einige Erklärungen des aktuellen russischen Angriffskriegs zu geben. Ein Text über Geschichtsnarrative, Imperialismus und russisches Selbstverständnis.
Hinweis: Ich habe zwar ein sehr gutes Gedächtnis, aber nach über 30 Jahren kann ich mich natürlich nicht mehr an jedes Detail erinnern. Und während ich vermute, dass meine Erfahrung repräsentativ für die Sowjetunion und heutiges Russland ist, ist sie anekdotische Evidenz.